Wie geht es weiter nach Klasse 4 - Ein Sprung ins Ungewisse?

Wir blicken auf nun fast vier besondere Jahre zurück: Wir schreiben das Jahr 2019 - die Dinge laufen wie immer.
Coronavirus - zunehmender Lehrermangel - Ukrainekrieg - Klimakrise - Umweltkatastrophen - Energiedesaster - Bildung in Not - diese Schlagwörter spielten im August 2019 kaum eine bis gar keine Rolle.

In diesem Sommer kamen auch, wie in jedem Jahr, neue Schüler in die Grundschulen, alles begann relativ normal, so wie immer eben. Wir wähnten uns im sicheren Alltag, in Normalität.
Schlagartig änderte sich dies im März 2020, als an einem Freitag, einem 13. noch dazu, plötzlich alle Schulen geschlossen und die Kinder bis auf Weiteres nach Hause geschickt wurden. Keiner konnte sagen, wie es nun weitergehen würde.
Es folgten für uns alle ungewohnte Szenarien, auch im Schulbetrieb, und für die Kinder hieß es: abwechselnd mit den anderen nur noch jede zweite Woche zur Schule, mit Maske im Unterricht, halte Abstand und spiel möglichst nur mit ausgewählten Kindern, bloß nicht zu nah („Darf man überhaupt noch Fangen spielen, oder ist das schon grenzüberschreitend? Verletzt das die Vorschrift?“).
Verunsicherung auf allen Seiten und immer noch keine Lösung in Sicht. Lüften hieß das 'Zauberwort', auf die Uhr schauen und im 20-Minuten-Takt die Fenster aufreißen, 5 Minuten Durchzug und dann wieder von vorne. Wecker wurden gestellt und deren Klingeln gab den Takt vor und auch die Gelegenheit, sich in Decken zu hüllen oder Jacken und Mützen anzuziehen, denn 'Corona' blieb über den Winter als Dauergast bei uns im Klassenraum.
Wenn man jetzt dran denkt, hat all das etwas völlig Absurdes, doch genau so war es.

Es wurde mit der Zeit entspannter, wir wurden auch cooler im Umgang mit all dem Kram, fast lässig auf dem Weg zurück ins Normale, doch dann kam der 24.02.2022 und die Welt änderte ihr ohnehin vernarbtes Gesicht zu einer noch hässlicheren Fratze - Krieg.
Wie erklärt man das den Kindern, wie die Lügen, die im Zusammenhang damit auch überall aufploppten? Und Unterricht, weiter Unterricht machen, wie geht das eigentlich im Wissen um all diese Dinge?
Die Klassen sind heute überwiegend multinational, Kinder aus europäischen Nachbarländern, auch aus Russland und auch aus Gegenden, aus denen ihre Familien einmal aus Kriegsgründen fliehen mussten, um hier in Sicherheit leben zu können.
All diese Themen waren jedoch unter der Oberfläche stets auch unsere Reisebegleiter in vier Jahren Grundschule, auch wenn man sie nicht direkt im Unterricht behandeln kann, oder nur wenig, auch um die Kinder nicht zu verschrecken.
Mittlerweile ist ein wenig Ruhe eingekehrt, zumindest an der Coronafront und es läuft relativ normal, also fast so wie früher.

Auch in diesem Jahr verlassen die Viertklässler die Grundschulen und werden sich an neuen Schulen einleben.
Für alle Beteiligten ist dieser Vorgang sehr aufregend.
Es beginnt mit der Frage: Welche Schule für mein Kind? Denn mein Kind ist so und so, aber nicht so, sondern eben genau so, wie es eben ist ...
Diese Entscheidung fällt keinem leicht, denn es könnte die falsche sein, doch das weiß man vorher nicht und somit beginnt ein regelrechtes Casting der Schulen – Tage der offenen Tür, Einladungen und viele Gespräche mit anderen Eltern, Lehrern und manchmal auch mit Kindern.
Es schwingt auch Sorge mit, sehr zu Recht, denn auch wenn der Schulweg möglicherweise ein Problem darstellt, das gelöst werden kann, so wird doch die Hoffnung darauf, das Kind möge auf freundliche Mitschüler und faire Lehrpersonen treffen, nicht immer erfüllt.
Die Vorfreude auf das Neue überwiegt, denn der Mensch denkt in diesen Dingen positiv, zum Glück. Hier und da jedoch klingt ein bisschen Wehmut durch die Partystimmung, denn man lässt auch was zurück, vielleicht auch Freundschaften.

Dies und andere Fragen rund um die vier Jahre in der Grundschule habe ich mit den Kindern meiner 4. Klasse besprochen. Sie sind nachdenklich geworden bei diesem Thema und es ist ihnen sehr bewusst, dass sich die Dinge demnächst verändern werden und dass es so läuft im Leben, dass sich alles ständig verändert.
Es wird allgemein viel geredet über die Bildung in unserem Land und darüber, dass die letzte IGLU Studie ergeben habe, dass ein Viertel der deutschen Vierklässler nicht richtig lesen können und auch sonst große Schwächen aufweisen. Alle beklagen diese Zustände, aktuell wird erwogen, ggf. den Englischunterricht an Grundschulen zugunsten der klassischen Fächer Deutsch und Mathematik wieder einzustellen. Dass es zu wenige Lehrer/-innen gibt in Deutschland, hat sich inzwischen herumgesprochen. Wie gesagt, es wird viel geredet und noch mehr geschrieben, aber wie es den Kindern und Jugendlichen dabei geht, wird kaum thematisiert.

Schülersprecher und Streitschlichter vor dem Interview im Studio 2 von OS-Radio.

Deshalb habe ich ein Interview mit Kindern gemacht und sie selbst zu Wort kommen lassen.
Sie sind keine Journalisten und auch kaum geübt im Umgang mit derartigen Gesprächsansätzen und nicht jedes Kind hat sich überhaupt getraut etwas zu sagen. Die Teilnahme war ohnehin freiwillig und durch die Zustimmung der Eltern auch abgesichert, dennoch wird deutlich, dass die Kinder sich ihrer Situation sehr bewusst sind und die Stimmung, in der sie sich gerade befinden, kommt ebenfalls rüber.
Dieses Gespräch ist wohl auch ein wenig stellvertretend für andere Viertklässler, denen es vermutlich gerade ähnlich geht.

Da einige Kinder auch besondere Aufgaben an unserer Schule übernehmen, waren wir mit diesen im Studio des Senders und dort haben wir uns über die Aufgabenbereiche unterhalten, die es an der Hüggelschule in Hasbergen so gibt - es handelt sich um die wichtigen Gremien Schülerrat und Streitschlichter. Sie haben es genossen und wer weiß, vielleicht hören wir sie in ein paar Jahren wieder.

Wir danken den Kindern der Klasse 4c für die Teilnahme an diesem Interview. Es hat allen viel Spaß gemacht.

Die Songtitel in der Radioaustrahlung sind Musikwünsche der Schüler, in der Reihenfolge ihrer Ausstrahlung:
Dance Monkey - Tones and I (Milou und Claudia),
Mamma Mia - Mäneskin (Thees und Luuk),
Believer - Imagine Dragons (Isa, Nedim und weitere),
Waka Waka - Shakira (Marianna, Kiara und andere),
Komet - Apache 207 und Udo Lindenberg (Fine und viele mehr),
No Lie - Dua Lipa (Kiara und Lea) und
Thriller - Michael Jackson (Luuk und Maja)