Die erste audiovisuelle Bürgerfunksendung auf OS-Radio 104,8 aus Osnabrück.
RadioZweiPlus - Interview mit Imker Stefan Diekmann
Wir haben den Imker Stefan Diekmann in Bissendorf-Jeggen auf seiner Streuobstwiese getroffen, dort sind seine
Bienenvölker, auch Beuten genannt, untergebracht.
Begonnen hat er im Jahr 2019 mit zwei Bienenvölkern, inzwischen hat er 16!
Stefan Diekmann konnte uns sehr ausführlich darüber berichten, was es bedeutet als Imker tätig zu sein und welche
Anforderungen es an den Menschen stellt, sich um die Pflege und Gesunderhaltung der Bienen zu kümmern. Das diese
Tätigkeit nicht eben schnell nebenbei zu leisten ist, konnte man sehr schnell erkennen, aber auch mit wie viel
Herzblut, Engagement und Liebe zu den Bienen er dabei ist.
Um erfolgreich zu imkern benötigt man Grundkenntnisse der Imkerei, die sich sicherlich im Lauf der Jahre beständig
erweitern und verfeinern. Imkern ist ein Hobby, das auf die Langfristigkeit setzt und zu einem Lebensbegleiter
werden kann.
Stefan Diekmann erlebt viele spannende Dinge mit seinen Bienen und erzählt mit großer Fachkompetenz und Begeisterung
von ihnen. Er erklärt, dass jedes Bienenvolk anders ist und dass er bei der Zucht darauf achtet, möglichst
sanftmütige Bienen zu züchten.
Es gäbe aber durchaus auch angriffslustige Bienen, er bezeichnet sie als Sportvölker, weil man dann sehr schnell
wegrennen muss, um sich vor den Angriffen zu schützen.
Grundsätzlich begleitet er seine Bienen durch das Jahr und vor allem vor dem Winter sorgt er dafür, dass die Beuten
mit ausreichend Futter versorgt sind, damit sie die kalte Jahreszeit gut überstehen.
Wenn manch einer nun denkt, die Bienen würden einen Winterschlaf halten, so irrt er hier, denn ganz im Gegenteil
sind die Bienen sehr aktiv und erzeugen durch beständiges Flügelschlagen eine Temperatur von etwa 36°C im Bienenstock,
die das Überleben der Königin und somit des Volkes sichert. Sie sind außerdem damit beschäftigt, den Futtersaft aus
zumeist durch den Imker zur Verfügung gestellten Futtersirup aus z.B. Weizenbasis, in die Waben einzulagern und so
den Wintervorrat anzulegen. Normalerweise würden die Bienen im Winter ihren eigenen Honig verzehren, aber den möchte
ja der Imker für sich und gibt daher ersatzweise Futter in die Beuten.
Jede Jahreszeit erfordert andere Unterstützung durch den Imker und ein ganz wesentliches Problem stellt der Befall
der Völker durch die Varroamilbe dar. Stefan Diekmann erklärt, das jeder Imker damit zu tun hat und somit muss
jeder Imker entsprechende Maßnahmen durchführen, um die Varroamilbe in seinem Völkern im Schach zu halten. Komplett
frei von Varroa sei keine Imkerei, so Diekmann.
Er weiß genau, was zu tun ist und wann er welches Mittel erfolgsversprechend einsetzen muss. Es wird überwiegend mit
natürlichen Säuren gegen die Varroamilbe beahandelt und es gibt bestimmte Zeitpunkte im Jahr, wann eine solche
Behandlung erfolgen sollte, um ein Volk sicher durch das Jahr zu bringen.
All dieses Fachwissen und noch vieles mehr erlernte Stefan Diekmann in den Imkerkursen, zu denen er sich angemeldet
hatte, als sein Entschluss reifte, Imker zu werden.
Er empfiehlt jedem, der sich diesem Thema zuwenden möchte, einen solchen Kurs wahrzunehmen, da es sehr viel zu
beachten gilt, wenn man die Bienen gesund und den Honigertrag hoch halten möchte.
Derzeit ist es in Deutschland nicht vorgeschrieben, einen Imkerlehrgang zu besuchen, um Bienen zu halten.
Warum es aber dringend erforderlich sein kann, sich die Kompetenz anzueignen, möchten wir am Beispiel der
Amerikanischen Faulbrut (bakterielle Infektion der Bienenbrut) einmal darstellen.
Hierbei handelt es sich um eine extrem ansteckende Erkrankung, die hauptsächlich die Brut, also die Larven der
Bienen befällt. Die Sporen dieser Erkrankung können durch die Arbeiterinnen übertragen werden und so schnell
andere Bienenvölker infizieren. Die AFB (Amerikanische Faulbrut) ist eine meldepflichtige Tierseuche und sobald
es einen Befall gibt, werden Faulbrutsperrbezirke in einem Radius von ca. einem Kilometer um den befallenen
Bienenstock herum errichtet.
Imker sind daher verpflichtet, ihre Bienenvölker beim Veterinäramt anzumelden. Nur so ist gewährleistet,
dass sie die entsprechenden Informationen erhalten, wenn z. B. ein solcher Sperrbezirk eingerichtet werden muss.
Stefan Diekmann erklärt, dass neben der Varroamilbe die AFB die schlimmste Bedrohung für die Bienenvölker und
somit für den Imker darstellt. Weiß man nichts über diese Schädlinge und Krankheiten, kann dies schnell und
sicherlich unbeabsichtigt dazu führen, dass sie sich ausbreiten und großen Schaden anrichten. Mitunter müssen
dann sogar ganze Völker vernichtet werden, um die weitere Ausbreitung zu unterbinden.
Wer seine Bienen gut pflegt und die Anzeichen der Erkrankungen richtig deuten kann, der ist in jedem Fall auf der
sicheren Seite und hat viel und vor allem lange Freude an den Bienen.
Stefan Diekmann empfiehlt die Kurse von Frau Dr. Pia Aumeier (die gibt es inzwischen sogar online).
Hier der Link zum Imkerkurs:
www.imkerling.de
Noch ein wichtiger Tipp vom Imker: Insekten, egal welche, nie mit Honig füttern! Denn dort könnten sich unerkannte
Sporen der AFB (Amerikanische Faulbrut) befinden, die dann im schlimmsten Fall von den Bienen in ihr Volk und damit zu
den Larven getragen werden, das eine Infektion auslöst.
Für Menschen ist die AFB ungefährlich und kontaminierter Honig ist durchaus genießbar, für Insekten jedoch wäre ein
solcher Honig ein Todesurteil.
Bienen gibt es seit etwa 50 Millionen Jahren auf diesem Planeten und der Mensch hat vor ungefähr 7000 Jahren
begonnen, Bienen zu halten. Im Laufe der Jahrtausende haben wir immer mehr darüber erfahren, wie Bienen in ihren
Völkern leben und wie sie Honig produzieren. Eine unvergleichliche Symbiose begann.
Sehr besonders ist auch die Kommunikation der Bienen untereinander, denn die Arbeiterinnen eines Volkes tauschen
sich über gefundene Futterquellen durch ihre Bienentänze (Schwänzeltänze) aus. Mit einen Futterprobe und einer
richtungsweisenden vibrierenden Bewegung auf der Wabe, zeigt die Biene ihren Kolleginnen, wo die Futterquelle
zu finden ist, stets in der Ausrichtung zur Sonne.
Die Arbeiterinnen sind die eigentlichen Entscheidungsträgerinnen im Volk, denn sie bauen die Waben, die durch
die Form und Art der Gestaltung Aufschluss darüber geben, wer hier heranwachsen wird. Sie ziehen die Larven
groß und entscheiden durch die entsprechende Futtergabe darüber, wer einmal eine Königin wird und wer nicht.
Ihre Entscheidung sorgt schließlich auch dafür, dass eine neue Königin gebraucht wird und die alte getötet oder
vertrieben wird.
Eine Bienenkönigin, so der Imker, stirbt nicht an Altersschwäche!
Über den Austausch von Pheromonen bindet die Königin ihr Volk an sich, doch diese Pheromone geben auch Aufschluss
über ihren Allgemeinzustand. Ist sie zu alt oder unfruchtbar entscheiden die Arbeiterinnen, dass sie ausgetauscht
werden muss. Dass Kollektiv ist wichtiger als die einzelne Biene der Bien also die Gesamtheit des Volkes und sein
Wohlergehen steht immer im Vordergrund und die Arbeiterinnen wissen, wie sie dieses Ziel erreichen.
Das Bienen Honig produzieren ist eine allseits bekannte Tatsache, dass sie aber nebenher noch sehr viel mehr leisten,
wird vielfach nicht genug beachtet. Bienen zählen zu den bekanntesten Bestäuberinsekten, die für eine Vielfalt bei
unserem Nahrungsangebot sorgen.
Gäbe es keine Bienen mehr auf der Welt, sähe unser Nahrungsangebot deutlich ärmer aus und würde uns möglicherweise
in unserer Versorgung deutlich einschränken.
Auch andere Insekten bestäuben Blühpflanzen wie etwa Apfelbäume, sind jedoch nicht so bekannt und häufig auch wenig
beliebt.
Das Insektensterben ist ein großes Problem der Neuzeit und führt uns dazu, neue Wege finden zu müssen um in einer
harmonischen und artenreichen Welt leben zu können, die sowohl den Insekten gut tut, als auch uns.
Imker leisten hier einen wichtigen Beitrag und die Biene ist sicherlich eine beliebte Markenbotschafterin, die den
Weg ebnet für die weniger beliebten und bekannten Insekten.
Artenvielfalt ist Lebensqualität - ganz besonders auch für den Menschen!
Wir danken Stefan Diekmann sehr herzlich für die vielen Informationen rund um die Biene.
Weitere Informationen zur Imkerei und zu unserem Gesprächspartner:
www.imkerei-diekmann.de und bei Instagram: @bienenkoenig