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Die erste audiovisuelle Bürgerfunksendung auf OS-Radio 104,8 aus Osnabrück.

Die Miyawaki Methode – eine Chance für den Planeten?

PDF-Präsentation Miyawaki Wald

In unserer Sendung zu den Miyawaki Wälder rund um Melle im Landkreis Osnabrück, stellen wir die Anlage eine Miniwaldes nach den Ideen und Forschungsergebnissen von Akira Miyawaki vor. Miyawaki Wälder sind ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz und zur Erhaltung der Artenvielfalt, sie können, insbesondere in Großstädten helfen, Temperaturen zu regulieren und leisten einen Beitrag dazu, das Stadtbilder grüner zu machen. Die Grundidee stammt von Akira Miyawaki (1928-2021), einem eine japanischen Botaniker, Pflanzenforscher, Hochschullehrer und Pflanzensoziologen, der bereits in den 70er Jahren begonnen hat zu erforschen, wie man das Pflanzenwachstum beschleunigen kann um in kürzester Zeit eine Begrünung insbesondere in urbanen Ballungszentren zu ermöglichen.
Es ging ihm immer auch und die Waldentwicklung und die Begrünung von Großstädten um das Klima zu verbessern.
Er fand heraus, wie man tatsächlich das Baumwachstum beschleunigen kann: wenn man verschieden heimische Pflanzen, also Pflanzen, die für den jeweiligen Standort typisch sind, auf kleiner Fläche sehr verdichtet anpflanzt, so wachsen sie etwa zehnmal schneller als in einem natürlichen Wald, nämlich etwa einen Meter pro Jahr.
Es bedarf allerdings einer entsprechenden Vorbereitung des Bodens, der zunächst ausgiebig gelockert und gedüngt und anschließend mit, idealerweise, Regenwurmhumus befüllt werden sollte.
Dies schafft nicht nur für die Pflanzen einen guten Nährboden sondern bietet auch eine optimale Wasseraufnahme bei starken Regenfällen, da der Boden durch diese Humusschicht wie ein Schwamm wirkt. Wasser kann gut aufgenommen und lange gespeichert werden. Somit bildet der Boden eine Art Rückhaltefläche für das Oberflächenwasser, welches hier gut versickern kann.
Die sehr dichte Bepflanzung (bis zu maximal 10 Pflanzen pro m²) bewirkt ein schnelleres Wachstum, da hier eine natürliche Wachstums- und Konkurrenzbedingung geschaffen wird, die insbesondere das Wachstum in die Höhe bewirkt. Ein solcher Miyawaki Wald, der auch Tiny Forest genannt wird, gilt nach drei Jahren als autark. Er bedarf dann keiner besonderen Pflege mehr und kann sich selbst überlassen werden.
Nach 20 Jahren etwa weist der Miyawaki Wald keinen Unterschied zu einen natürlich gewachsenen Wald von 200 Jahren mehr auf.
Ein Miyawaki Wald kann prinzipiell überall entstehen und benötigt etwa eine Fläche von 6 Parkplätzen oder 100 m².
Wichtig ist, die gute Bodenvorbereitung und die Wahl von heimischen, also ortsüblichen Pflanzen. Die Vorteile eines Miyawaki Waldes:
  • eine hohe Vielfalt heimischer Pflanzen, mindesten 25 verschieden Arten am selben Standort, die einen vielfältigen Lebensraum für Flora und Fauna bieten
  • ein Kühlung in der Umgebung des Waldes, gutes Mikroklima und Schutz vor extremer Hitze, bietet vielen Tierarten somit einen sicheren Lebensraum
  • die Waldinseln nehmen das Oberflächenwasser wie ein Schwamm auf und speichern es
  • Bäume und Pflanzen filtern Schadstoffe wie Stick- und Schwefeloxide aus der Luft und entziehen ihr Feinstaubpartikel
  • die dichte, mehrschichtige Vegetation speichert doppelt so schnell CO² wie ein herkömmlich angelegte aufgeforstete Flächen
  • nach drei Jahren ein autarker Wald, der sich selbst ernährt und die lokale Artenvielfalt fördert
  • geringer Pflegeaufwand für den Menschen

Im Landkreis Osnabrück hat vor allem das Engagement von Kai Behncke (Dr. rer nat.) dazu geführt, dass mittlerweile mehrere Miyawaki Wälder rund um die Stadt Melle angelegt wurden (Westerhausen, Lindenschule Buer und Privatgelände von Uwe Krystosek in St.Annen/Schiplage). Weitere sollen folgen.
Kai Behncke hat mit seinen Aktionen zum Umweltschutz, AKA 500 (500 Menschen aktiv für Klima- und Artenschutz in Stadt und Landkreis Osnabrück) bereits einige Projekte ehrenamtlich umgesetzt wie etwa den 35 km langen Blühwiesenkorridor als Insektenschutzprojekt (27 Blühwiesen – „Blumiger Landkreis Osnabrück“) von Melle nach Hagen a.T.W., Anpflanzung von 20.000 Baum- und Wildgehölzsetzlingen, 6 Feuchtbiotope, 200 Obstbäume auf Streuobstwiesen, Anlage mehrerer Meter Totholzhecke als Lebensraum für Insekten und Vögel sowie viele weitere. Außerdem betreibt er den Gnadenhof Brödel auf dem er ungefähr 220 Tiere beherbergt.
Alle Aktionen zum Umwelt-und Tierschutz, so auch die Anlage der Miyawaki Wälder erfolgt mit freiwilligen Helfern und bedeutet eine gemeinschaftliche, ehrenamtliche Tätigkeit. Aus der Überzeugung heraus, dass wir etwas tun müssen, um den Planeten zu retten. Auch viele Schulen haben sich mit ihren Schülern und Lehrern am Aufbau der Miyawaki Wälder beteiligt wie etwa die IGS Melle und auch die Lindenschule Buer.
Bislang haben sich etwa 965 Personen an diesen Aktionen beteiligt und es dürfen gern mehr werden, so Kai Behncke.
Die Kosten für die Anlage eines Miyawaki Waldes wurden über Spenden und teils durch Fördergelder finanziert.
Für einen ca. 250 m² großen Wald muss man mit etwa 2500-3000 € rechnen. Aber auch auf einer kleineren Fläche lässt sich folglich für weniger Geld bereits ein Mini Urwald anlegen.
Alle Infos zu den Projekten von Kai Behncke finden Sie hier:
www.umweltschutz-und-lebenshilfe.de

Auch Uwe Krystosek hat begonnen Miyawaki Wälder anzulegen. Er betreibt den Pferdehof Hagemann-Krystosek im Meller Ortsteil Neuenkirchen und hat dort einen Pferdesportclub gegründet, der sich in seiner Satzung auch dem Naturschutz verpflichtet hat.
Auf seinem Gelände ist im Mai 2022 bereits ein erster Miyawaki Wald angepflanzt worden und im November 2022 folgt bereits ein zweiter. (Stichtag 26.11.2022) Die Aktionen von Uwe Krystosek wurden ehrenamtlich durch Familie, viele Freunde, Vereinsmitglieder, freiwilligen Helfern und auch von Schülern unterstützt.
Den Erfolg seines ersten Waldes verdankt er der guten Vorbereitung des Bodens sowie auch der Bewässerung im extrem trockenen Sommer 2022. Für die Bewässerung sammelt Uwe Krystosek das Oberflächen- und Regenwasser in riesigen unterirdischen Tanks, so dass ihm keine weiteren Kosten für das Wasser entstehen.
Auch auf dem Hof Hagemann- Krystosek gibt es bereits weitere Umweltschutzaktionen wie etwa mehrere Meter Totholz– und Vogelschutzhecken, Baumpflanzaktionen und Herstellung von Naturdünger für Pflanzen aus Pferdeäpfeln.
Weitere Informationen zum Hof Hagemann-Krystosek und ihren Projekten und Angeboten finden Sie hier:
www.hof-hk-melle.de oder www.hagemann-krystosek.de

Abschließend lässt sich sagen, die Miyawaki Wälder werden nicht all unsere Klimaprobleme lösen können, das sehen alle Beteiligten sehr realistisch. Sicherlich bewirken sie primär eine Aufwertung von Verschönerung eines Stadtbildes.
Aber: „Jeder grüne Beitrag kann eine Wirkung haben“, so der Wald Experte Harald Vacik und der Tiny–Forest-Pionier Nicolas de Brabandere pflichtet hier bei: „Um einen direkten Einfluss auf das Klima zu haben, sind Miyawaki-Wälder zu klein. Ihre Aufgabe ist es, die Lebensbedingungen vor Ort zu verbessern.“ Und genau das können die Mini-Wäldchen auch.
Es ist und bleibt, eine sinnstiftende positive Initiative für das Klima vor Ort und die Erhaltung einer möglichst vielfältigen und artenreichen Natur (Biodiversität) für die kommenden Generationen.


Wir danken Kai Behncke und Uwe Krystosek herzlich für die ausführlichen Informationen zum Thema Miyawaki Wald.

 

Betreiberin:
Claudia Wolfgramm

Kontakt:
inforadio2plus.de

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